Gefahrene Kilometer: 154
Koordinaten: N 38°32’00.0“ E 47°48’35.7
Es war so schön, mal wieder bei Meeresrauschen einzuschlafen. Am Abend kam eine Familie und hat ihr Zelt in unserem Windschatten aufgestellt und dort übernachtet, trotz Sturm und Kälte. Wir sind immer wieder beeindruckt darüber, wie und wo die iranischen Familien campen. Es gibt, glaube ich, keine Nation, die so Camping-besessen ist wie die iranische. Heute ist wieder Feiertag, und zwar Tag der Natur. Das hat zur Folge, dass noch mehr Menschen unterwegs sind als sonst. Sie fahren mit ihren Autos in die Natur und legen, wo immer es gerade geht, ihre Teppiche aus und stellen ihre Zelte auf. Begehrt sind auch Plätze nahe am Abgrund. Manchmal springen sogar kleine Kinder herum, so dass einem himmelangst werden kann. Gepicknickt wird zu jeder Zeit. Da gibt es keine festen Regeln. Und den Müll lässt man dann einfach liegen. Teilweise sieht es wirklich schlimm aus und ich frage mich, wohin der Wind den ganzen Dreck bläst. In solchen Momenten wird mir einmal mehr deutlich, in welch einer schönen Landschaft wir leben…
Auf dem Weg nach Tabriz fahren wir kurz hinter Astara eine Weile direkt an der azerbaijanischen Grenze entlang. Sie ist markiert durch Stacheldraht und in regelmäßigen Abständen stehen Grenzposten. Die bergige Landschaft ist inzwischen grün und es blühen einige Bäume. Ganz anders als an den Tagen zuvor. Fast schon ein wenig wie in der Schweiz. Und wieder gibt es Probleme mit der Polizei. Erst nach einiger Diskussion und Blick in die Kabine bekommen wir die Erlaubnis, weiter zu fahren. Es herrscht ganz offensichtlich auf dieser Strecke oder zu diesem Zeitpunkt ein LKW-Fahrverbot. Wir sehen nämlich keine.
Nun stehen wir in der Landschaft, können draußen in der Sonne sitzen und ich kann mein Kopftuch ablegen und die Ärmel hochkrempeln. Während wir so dasitzen schleichen sich 2 Brüder immer näher an uns heran. Sie machen Fotos mit Dieter und bekommen eine Kinderschokolade. Dann gehen sie wieder, kommen später aber wieder mit ihrem Fußball. Zunächst kicken sie in einiger Entfernung und dann kommen sie immer näher, nachdem ich mich in den Elkawe zurückgezogen habe. Dieter kickt eine Weile mit Ihnen und dann ziehen sie wieder ab. Gerade eben kommt die ganze Familie, um uns willkommen zu heißen und um ihre Freude darüber zum Ausdruck zu bringen, dass Dieter mit den Jungen gespielt hat, bringen sie uns Orangen und Äpfel.
Wir bleiben die Nacht über hier und fahren morgen weiter Richtung Tabriz. So kann ich heute Abend noch mal Brot backen. Mit Steinen haben wir das Bratgefäß des Backofens verkleinert, so dass der Teig nun in die Höhe gehen kann und nicht mehr in die Breite. So wie es aussieht haben wir heute ein richtiges Brot und keinen Fladen.