Unser MAN ist reisefertig. Mitte März geht es los nach Marokko.
13.03.2017
Wir fiebern unserer Abfahrt entgegen. Haben wir an alles gedacht? Alles Wichtige eingepackt? Wir sind so gut wie nie zuvor technisch ausgerüstet. Hoffentlich sind wir auch in der Lage, alles fachgerecht zu bedienen!
Unsere Reise führt uns über Vaduz in Liechtenstein und Certosa di Pavia
21.03.2017
Am gestrigen Abend erreichten wir den Hafen von Tanger Med. und verbrachten die Nacht dort. Die Einreise hat erhebliche Zeit in Anspruch genommen, weil die Nummer im Pass nicht sauber lesbar war und der für uns zuständige Beamte uns zunächst nicht im Computer gefunden hatte.
Nun sind wir also in Marokko. Nach einer abenteuerlichen Fahrt durch Tanger stehen wir auf einem Stellplatz in Assilah. Die Stadt ist superhübsch, wir können ein paar Lebensmittel einkaufen und sind erstaunt, dass wir in Ruhe die vielen kleinen Läden anschauen können, ohne angemacht zu werden.
22.03.2017
Wir fahren bis Oualidia zum größten Teil auf der Autobahn, weil wir weiter kommen wollen in den Süden. Der Stellplatz befindet sich in der Nähe einer Lagune und ist voll mit Wohnmobilen. Das Brot wird morgens angeliefert und selbst eine Tagine wurde pünktlich zum Mittagessen serviert.
24.03.2017
Heutiges Ziel ist Essaouira. Wir erreichen den Stellplatz hinter einer Düne am späten Nachmittag. Am Strand ein buntes Treiben. Man kann auf Kamel und zu Pferd am Strand reiten und einige Surfer vergnügen sich in den wilden Wellen des Atlantik.
25.03.2017
Essaouira hat eine wunderschöne Medina. Wir durchstreifen sie mit unseren Fahrrädern und ernten bewundernde Blicke. Viele freundliche Marokkaner bieten ihre alten Räder oder gar den ganzen Laden zum Tausch an. Das alles ist recht lustig.
Zuerst landen wir auf dem Fischmarkt, der mit seinem Angebot fasziniert. Hier werden auch große Boote gebaut, wie in einer Werft. Später werden wir dort an einem Stand Fisch essen.
Am späten Nachmittag kommen Reinhard und Aicha Schatz mit ihrem großen Reisebus auf dem Stellplatz an. Die Welt ist so klein!
26.03.2017
Am Morgen durchstreifen wir die Medina zu Fuß und erstehen ein paar Kissenbezüge. Der Fischmarkt hat es uns angetan und so kaufen wir dort mindestens 1 Kilo Sardinen, von denen es die Hälfte zum Mittagessen gibt.
Unsere Reise geht weiter und führt uns auf den Campingplatz Ocean Point bei Imsouane. Er ist idyllisch über dem Meer gelegen.
28.03.2017
Über kurvenreiche Strecke geht es weiter bis Agadir, wo wir unsere Vorderachse bei einem MAN-Service mit deutschem „Entwicklungshelfer“ überprüfen lassen, weil sie etwas ÖL verliert. Wir wollen in den Süden und kommen bis Sidi Ifni.
29.03.2017
Um es gleich vorwegzunehmen: am Plage Blanche treffen wir auf unsere MAN-Kollegen von der Fähre. Aber das sind die einzigen LKWs, die hier stehen, wo doch angeblich ein großes Treffen stattfinden soll.
Von Sidi Ifni fahren wir bis Guelmim. Wir fahren kilometerlang durch Kakteenwälder, dessen Früchte schon rot sind und aussehen als ob sie reif wären. Am Rande sehen wir Nomaden, die in ihren Zelten rasten. Kurz vor Guelmim beginnt ein Sandsturm.
Guelmin ist ein lebendiges Örtchen am Rande der Wüste. Und plötzlich ist es auch ganz schön heiß. Wir kaufen Fleisch, Brot und Obst und werden von allen Verkäufern freundlichst bedient. Irgendwie geht es immer total lustig zu. Der Fleischverkäufer schwärmt für Borussia Dortmund und verkauft uns ganz nebenbei eine große Menge Rinderkoteletts. Wir fahren weiter Richtung Fort Bou Jerif. Die asphaltierte Straße verlassen wir, weil ein Schild zum Camping Bou Jerif führt und landen auf einer dieser Pisten, die ich so liebe. Sie ist 9 km lang und rüttelt uns gut durch und irgendwann wird mir klar: wir sind in der Wüste!!!! Wir erreichen den Campingplatz und das alte Fort. Die Landschaft ist so beeindruckend, dass ich sie mit dem Foto gar nicht richtig wieder geben kann. Am Fort beschließen wir, den gleichen Weg wieder zurück zu fahren, um Plage Blanche auf der Teerstraße zu erreichen. Dies ist uns gelungen, aber eigentlich ist hier das Stehen verboten. Und dann treffen wir auf Stefan und Michaela mit ihrem MAN, die wir auf der Fähre getroffen hatten. Wir suchen uns einen Platz an einem Fluss, der ins Meer mündet und hoffen, dass wir nicht verjagt werden. Wir sind es nicht, aber ein Haufen von fliegenden Tierchen, wie Motten und ähnliches, greift uns regelrecht an. In dem kurzen Augenblick, in dem die beiden zum Plausch in unseren LKW kommen, ist unsere Kabine voll. Zum Glück haben wir unseren Insektenvernichter dabei. Aber so viel hatte der noch nie zu tun. Auf keiner unserer Reisen haben wir jemals so etwas erlebt.
30.03.2017
Heute Morgen müssen als erstes die Leichen abgesaugt werden und es waren viele! Dann trennen wir uns und wir fahren weiter nach Tafraoute. Wir fahren zurück über Guelmim und Tiznit. Dort kaufen wir noch mal Wasser und ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt. Es ist sehr heiß und wir bedauern es nicht, die Stadt verlassen zu müssen. Durch den Anti-Atlas geht es bergauf und bergab, teilweise mit 15 kmh hinter einem schwer beladenen LKW hinterher. Aber durch wunderschöne Landschaft mit Kakteen, Oleander, Arganienbäumen und Pflanzen, die wir nicht kennen. Vor Tafraoute halten wir in dem Ort Tighmi, wo wir uns mit Gemüse eindecken, und das geht so: eine Plastikschüssel mit allem möglichen bestücken, wie Tomaten, Auberginen, Gurken, Zucchini, Zwiebeln und Avocados. Das wird dann gewogen und der Preis ermittelt.
Nun stehen wir an den blauen Steinen. Wir kommen an und kaufen Arganöl von einem Bauern, dem wir nicht widerstehen können und „dessen Frau Fatima dieses in 2 Tagen mühselig gepresst hat“. Es riecht gut und wir hoffen, dass es tatsächlich so ist.
Was ja auch immer wieder schön ist, ist das Tanken. So interessierte und freundliche Tankwarte! Es ist immer lustig und Dieter und sie unterhalten sich in bestem Englisch miteinander.
01.04.2017
Gestern morgen haben wir uns erst mal die phantastische Welt der blauen Steine angeschaut und uns einen gemütlichen Tag gemacht. Leider saß ich etwas zu lang in der Sonne, sodass ich mir einen ordentlichen Sonnenbrand eingeheimst habe. So alt und so unvernünftig!
Am späten Nachmittag tauchen 2 LKWs auf und es sind tatsächlich Sabine und Martin von der Fähre mit ihrem Reiseleiter. Sie kamen aus der Richtung, in die wir noch fahren wollen und sind heute morgen weiter an die atlantische Küste gefahren.
Wir haben erst mal Tafraoute einen Besuch abgestattet und ein Sim-Karte für Dieters Handy gekauft. Dabei hatten wir tatkräftige Unterstützung von Said, einem Berber, der uns sodann mit in seinen Teppichladen nahm. Das Handy funktioniert und wir konnten gleich whats app – Nachrichten verschicken und empfangen.
Im Teppichladen ging es dann richtig zur Sache. Unmengen wurden vor uns ausgebreitet und die Muster erklärt. Wir erfahren z.B. auch, dass manche Stoffe aus Agavenseide gefertigt sind. Wirklich viele sehr schöne Teppiche und die Sprüche dazu waren mindestens genauso gut. Und als klar war, dass Interesse an einem Teppich bestand, begannen die Preisverhandlungen. Bei 620 € ging es los, bei 400 € haben wir uns mit Handschlag und als Freunde geeinigt. Als Zugabe gab es die Glühbirnen, die Dieter mitgenommen hatte, etwas Verbandsmaterial, 1 Paar Schuhe und eine Hose. Nun sind wir Besitzer eines wunderschönen Kelims. Ich glaube, jeder von uns hat sich über den Preis, der erzielt wurde, gefreut und so soll es ja sein.
Dann setzen wir unsere Reise fort. Es geht über eine sehr enge Straße in den Anti-Atlas hinein. Wunderschöne Ausblicke auf die Berge und Täler sind die Belohnung für die Mühen. Und dann tauchen wir ein ins Paradies, die Schlucht Ait Mansour mit ihren Mandelbäumen, Palmen, einem Fluss und seinen roten Felsen bezaubert uns und genau dort stehen wir und genießen ein Froschkonzert. Und jetzt in diesem Augenblick den Ruf des Muezzin, der in Marokko übrigens höchst selten ist. Für 20 Dirham werden wir sogar bewacht.
02.04.2017
Die Nacht war wunderbar ruhig nachdem in der Dämmerung die Frösche gequakt und die Wölfe geheult haben. Zumindest hat es sich nach Wolfsgeheul angehört.
Heute Morgen konnten wir dann endlich mal unseren LKW vom Staub befreien, weil es in dieser Schlucht Wasser gibt. Und dann begeben wir uns wieder auf Tour. Nachdem uns der freundliche Besitzer der Auberge nebenan versichert hat, dass die Passage durch den Palmenhain nur 3 km lang und wir bei vorsichtiger Fahrweise durchkommen können, nehmen wir diesen Weg und fahren nicht zurück, was wir erst vorhatten. Die 3 km haben einige Kratzer an den LKW gebracht, waren aber zu bewältigen. Was danach kommt stellt alles in den Schatten, was wir jemals an Fahrtrouten erlebt haben. Während zu Anfang die R 107 geradezu traumhaft und neu gebaut ist, wird sie im weiteren Verlauf immer mehr zur Piste, mal mit Splitt, mal mit Geröll und Kurven und Abfahrten, wie man es sich nicht vorstellen kann. Die Aussicht ist grandios in tiefe Täler und Schluchten. Immer wieder gibt es Orte mit Palmenhainen. Irgendwann haben wir über längere Zeit kein GPS mehr, was mich, je länger es dauerte, immer mehr verunsicherte. Zum Glück funktioniert die Offline-Karte in meinem Smartphone und wir konnten nur darauf vertrauen, dass wir auf der richtigen Strecke waren.
Es hat geklappt und wir sind genau wie geplant auf die N12 gekommen. Bald danach erreichen wir den Ort Icht und entdecken einen wunderschönen Campingplatz, der von 2 französischen Brüdern geführt wird. Es ist sehr heiß heute und so können wir uns nach der anstrengenden und staubigen Fahrt in einem kleinen Pool etwas abkühlen. Danach gibt es ein gutes Essen und sogar Wein. Irgendwie fühlen wir uns wie einem Safaricamp, die man aus manchen Filmen kennt.
03.04.2017
Die heutige Fahrt nach Foum Zguid ist bis auf ein paar Ausnahmen wenig spektakulär. Es ist allerdings sehr sehr heiß. Mir fällt es schwer, die Sehenswürdigkeiten zu genießen, wie z.B. die grandiosen Felsformationen und kleine Gruppe Dromedare am Wegesrand. Oder auch den Blick auf ein Dorf im Tal, wo Teppiche auf ein paar Felsen zum Trocknen ausgelegt sind. Wir suchen uns den kleinen Campingplatz Khaima Park aus, der mit seinen Palmen wenigsten etwas Schatten spendet. Zum Abendessen bekommen wir eine Tagine an den LKW bzw. an ein im Schatten aufgestelltes Tischchen serviert und allmählich sorgt der Wind für etwas Abkühlung.
05.04.2017
Die Hitze und die extrem trockene Luft, der Wind und der Staub, der die Landschaft vernebelt, all das wirkt sich auf unsere Nasenschleimhäute aus. Dies ist der unangenehme Teil. Bei der Fahrt habe ich mir teilweise mein Tuch umgebunden und gemerkt, dass der Atem die Nasenschleimhäute befeuchtet. Das ist nicht schlecht, aber es wird mir schnell so heiß, dass ich es wieder herunter nehme.
Gestern ging es dann kurz hinter Foum Zguid in die Wüste. Der Anfang der Piste war extrem steinig und damit mehr als unangenehm zu fahren. Dann kam der See Iriki, der uns als super befahrbar beschrieben wurde. Na ja, ganz so doll war das auch nicht, aber immerhin bin ich auch mal gefahren. Wir kommen zum ersten Café am Ende des Lak Iriki und trinken dort einen Tee, den uns der dort lebende Nomade serviert. Dann beginnt das erste kleine Dünenfeld, wo wir noch einmal Rast machen und eine Kleinigkeit essen. Es ist extrem stürmisch und man sieht manchmal gerade mal 100 m weit. Eine Piste ist im Moment nicht zu erkennen. Das alles führt dazu, dass mich die Panik packt und ich befürchte, hier nie wieder herauszufinden. Aber wir haben die Route aus dem Off-Road-Reiseführer von Sabine und Burkhard Koch gespeichert und so ist es fast eine Kleinigkeit den Weg zu finden. Und dann beginnt der angenehme Teil der Fahrt. Es geht immer entlang der Dünen über eine Sandpiste. Dieter macht das super und es macht ihm sichtlich Spaß. Wir fahren immer entlang des Tracks, der über eine gut sichtbare Piste führt. Ab und zu kommen uns 4x4-Fahrzeuge entgegen und so bin auch ich wieder beruhigt. Wir suchen uns einen Platz für die Nacht in einiger Entfernung von diversen Wüstencamps und stehen nun am Rand der großen Dünen des Erg Chegaga. Die Sonne taucht die Sanddünen um uns herum in rotes Licht und allmählich wird auch mir klar, warum wir hier sind. Der Wind hat inzwischen auch nachgelassen und so können wir den Abend genießen.
Heute Morgen sehen wir den Sonnenaufgang im „Sandnebel“, denn über Nacht hat der Wind wieder ordentlich an Stärke zugelegt. In der Nacht wache ich ab und an auf und betrachte den wunderbaren Sternenhimmel. Unser LKW ist außen und innen total verstaubt. Türen und Fenster lassen sich deutlich schwerer bewegen und so werden wir nach dieser Fahrt wohl alles mal ordentlich entstauben müssen.
06.04.2017
Der Weg von unserem Übernachtungsplatz nach Mhamid war sowohl was die Strecke als auch die Orientierung anbelangt nicht ganz so einfach wie gedacht. Der Sturm hat viele Spuren verweht, so dass wir teilweise Schwierigkeiten hatten, den Weg durch die Dünen zu finden. Und hier erwies sich der Track von Lila Pistenkuh als unschlagbar. Es war nicht immer möglich genau den Spuren zu folgen, aber wir hatten damit immer eine Orientierung. Wir sind sehr dankbar für diese Hilfe.
Die Fahrt durch Fech-Fech-Gebiete, in denen sich der LKW kaum lenken ließ und der feine Staub in jede Ritze geblasen wurde, war kein Zuckerschlecken. Zwischendurch Rüttelpiste und trockene Schwemmtonplatten und hin und wieder auch eine Düne, die nicht zu umfahren war. Für ein größeres Exemplar hat Dieter 3 Anläufe gebraucht, dann hat er sie sanft überwunden. Und manchmal ist es wichtig, ganz schnell eine Entscheidung zu darüber zu treffen, wie man weiter fahren will, weil es nicht möglich ist, im weichen Sand zu halten und zu überlegen.
Als wir in Mhamid auf dem Campingplatz Hamada du Draa ankommen, sind wir ganz schön geschafft. Alles ist total verstaubt und ich kann dem Drang nicht widerstehen, den LKW wenigstens innen vom größten Schmutz zu befreien. Aber kaum war er einigermaßen weggeputzt blies die nächste Windböhe einen neuen Schwall Staub herein. Und so ging das, bis wir heute Morgen den Platz verlassen haben.
Auf feiner Asphaltstraße – zumindest zum großen Teil – fahren wir nach Zagora und stehen nun auf dem Camping Oasis Palmier unter Palmen. Wieder wird – wie auch schon in Mhamid – ein Teppich vor unseren LKW gelegt und wir bekommen einen Tee serviert. Hier lässt es sich aushalten und so werden wir auf jeden Fall auch morgen noch hier bleiben.
08.04.2017
Der Platz war wirklich schön und wir haben einige Leute getroffen, die ähnlich wie wir unterwegs sind. Hier und da ein Plausch über die vielen Sehenswürdigkeiten, Tipps und Vorlieben. Ein bisschen Wäsche waschen, mit dem Fahrrad in die Stadt fahren und Lebensmittel einkaufen. Kurz vor unserem Campingplatz gibt es einen Supermarkt mit super wenig Artikeln. Aber nebenan, da gibt es einen Gewürzladen, wie wir ihn noch niemals gesehen haben. Der Verkäufer vom Lebensmittelladen lernt gerade deutsch und war uns behilflich bei der Konversation mit dem Gewürzspezialisten. Und dann wurde uns eine Gewürzmischung zusammengestellt aus u.a. Muskat, Lorbeerblättern, Kurkuma, Kumin, getrockneten Zwiebeln und einigen anderen Gewürzen. Alle in ihrer Ursprungsform wurden sie frisch gemahlen. Sie strömen einen unvergleichlichen Duft aus und heute Abend habe ich sie das erste Mal verwendet.
Für gestern Abend haben wir einen Tisch im Hotel Riad Dar Sofian nebenan reserviert, das im Reiseführer empfohlen wurde und es war wunderbar. Wir kamen uns vor wie in tausend und einer Nacht. Ein Tisch am Pool und ein vorzügliches Essen. Dieter hat zum ersten Mal Dromedarfleisch gegessen und ich ein Gericht aus Geflügel, Crepes und Linsen.
Heute fahren wir von Zagora aus durch das Draa-Tal und sind fasziniert von den rechts liegenden Oasengärten, die mühselig bewirtschaftet werden. Wir sehen Frauen, die ihre Last auf dem Kopf tragen, Kinder, die alles Mögliche mit dem Esel transportieren. An ganz vielen Stellen am Fluss werden Teppiche gewaschen und zum Trocknen ausgelegt. Ganz offensichtlich scheint heute Waschtag zu sein. In einem Ort sehen wir wunderschöne Flechtarbeiten, so groß wie Haustüren. Die Straße ist zum großen Teil gut ausgebaut. Aber eben nur zum Teil und so kann es vorkommen, dass wir schon mal eine Viertelstunde warten müssen, bis die zu bauende Fahrbahn von Schotter und Steinen so weit befreit ist, dass der Verkehr einspurig weiter gehen kann. Umleitungen, wie wir sie kennen, sind hier einfach nicht möglich.
Unterwegs gehen wir wieder mal einkaufen, Fleisch und Brot. Die Souvenierhändler verschonen uns nicht und greifen zu einer Masche, die wir eigentlich schon kennen. Können Sie mir etwas übersetzen? Dabei werde vor allem ich als Frau angesprochen. Wahrscheinlich fallen wir darauf eher herein. Nach der Übersetzungsarbeit wird der Laden gezeigt und es gibt immer auch einige interessante Erklärungen über die angebotene Ware. Aber wir können nicht überall einkaufen und wenn wir dies freundlich erklären, wird das auch akzeptiert. Nur Reden ist wichtig. Bloß nicht ignorant weiter laufen.
Heute fällt auf, dass die Sicht wesentlich besser ist als in den letzten Tagen und damit ist auch die Luft zum Atmen etwas klarer. Nach den Oan kommen wir in die karge Bergwelt, die trotzdem mit ihren tiefen Steilabhängen fasziniert. Wir haben das Draa-Tal durchquert und stehen nun in Skoura auf einem Campingplatz, der bisher augenscheinlich von Frauen verwaltet wird. Jetzt gerade hat eine Wolke ein paar Tropfen über uns vergossen und wir haben angenehme frische Luft.
09.04.2017
Heute geht es auf der Straße der Kasbahs weiter. Vorher besichtigen wir jedoch die berühmte Kasbah Amerhidil (sie ist auf dem alten 50 Dirham-Schein abgebildet). Nachdem wir eine Führung wegen mangelnder Sprachkenntnisse in Englisch oder Französisch abgelehnt hatten, gehen wir zunächst allein in die „Lehmburg“. Fatima, eine Führerin, begleitet uns jedoch, nachdem Dieter ihr ein paar Dirham gegeben hat. Sie zeigt uns alles und erklärt uns die Einrichtungsgegenstände so, dass wir sie verstehen können. Z.B. zeigt sie uns die Früchte der Tamarisken, aus denen die schwarze Hennafarbe gemacht wird. Wir haben uns dann doch darüber sehr gefreut und ihr ein paar Schuhe und Stifte für ihre Frauenkooperative gegeben. Bis Boulmane Dades fahren wir an den vielen schönen Kasbahs vorbei. Dann geht es in die Dades-Schlucht und die übertriff mal wieder alles, was wir an Vorstellungsvermögen haben. Genial die Ausblicke, genial die Straßenführung. Kaum festzuhalten in Bildern. Bis Msemrir gibt es auf der R 704 immer mal wieder Überraschungen, wie z.B. Felsüberhänge, so dass 2 Autos sich nicht begegnen dürfen. Die Fahrt durch die Schlucht dagegen war grandios aber leicht zu fahren. Ab Msemrir wird es dann richtig spannend. Die Straße wird immer enger. Kinder betteln am Straßenrand. Dann eine Brücke. Sollen wir darüber? Gibt es keine andere Strecke? Unmöglich meint Bärbel. 3 Jungen sind ganz begeistert etwas tun zu können und lotsen Dieter hinüber, während ich die Augen schließe. Geschafft!!! Die Jungen bekommen für ihre Dienste ein paar Bananen und Stifte. Es geht weiter, immer enger, immer spektakulärer. Dann kommt uns auf schmalem Pfad ein LKW entgegen. Dieter ist gezwungen rückwärts zu fahren, ein Stück in einen Hang hinein. Hoffentlich kippt der LKW nicht! Die Piste wird weiter ausgebaut. Baufahrzeuge mit Personal stehen am Rand. An einer Engstelle müssen wir langsam machen und einer der Arbeiter kommt zu uns und bittet um essen. Dieter gibt ihm Banane, Tomate und Cola. Er küsst ihm die Hand.
Uns kommen immer wieder Gruppen von Geländewagen (Landrover, Toyota usw.) entgegen, die mit einem Affenzahn durch die Dörfer fahren und alles einstauben. Für die Dorfbewohner muss das sehr unangenehm sein.
Die Zeit schreitet voran. Schaffen wir es vor Einbruch der Dämmerung aus der Schlucht heraus oder gelingt es uns vorher einen Platz zu finden? Bis zur Passhöhe von ca. 3000 m sind es noch einige Kilometer. Auf 2185 m Höhe bei Koordinate N31°51.019 W5°43.895 finden wir einen Platz für die Nacht, eben inmitten der Berge. Während ich anfange zu schreiben, heult der Wind um uns herum, beruhigt sich aber wieder. Hoffentlich bleibt es so.
10.04.2017
Der Wind hat in der Nacht nachgelassen und so war es schön ruhig. Wir stehen relativ früh auf, damit wir rechtzeitig auf Tour sind, wenn uns die ersten Fahrzeuge entgegen kommen. Mir bleibt es im Übrigen immer noch ein Rätsel, warum Fahrzeug immer dann entgegen kommen, wenn man auch ausweichen kann und nicht an den ganz engen Stellen.
Schon bald stellt sich bei unserer Weiterfahrt durch den hohen Atlas heraus, dass es richtig war den Übernachtungsplatz anzusteuern. Die Strecke wird nicht besser und so schlängeln wir uns mit 10 km/h weiter zum Pass hinauf. Mir ist echt übel. Wir erkennen ein Dorf, in dem es augenscheinlich keinen Strom gibt. Ansonsten sind die Dörfer am Stromnetz angeschlossen. Erst nach Erreichen der Passhöhe von 2908 m wird die Piste etwas angenehme. Sie führt durch eine Hochebene und so fallen die Steilabhänge weg. Wir treffen Hirten mit ihren Schafen und in der Nähe eines Ortes kommen zwei Frauen auf uns zu und wollen Kleidung und Bonbons. Wir geben ihnen ein Teil von dem was wir haben, aber sie streiten sich um jedes Teil. Sie sind so arm. In dieser Einsamkeit der Berge bekommt man nur selten irgendwelche Konsumgüter. Sie müssen sich zufrieden geben, mit dem was sie haben. Dann kommt eine Gruppe Geländewagenfahrer entgegen und aus dem Auto heraus verteilen sie Klamotten. Es ist schrecklich. Hier treffen gleich mehrere Welten aufeinander und ich fühle mich nicht wirklich wohl in meiner Rolle. Obwohl, tauschen wollte ich nicht.
Nach unendlichem Gekurbel erreichen wir das Dorf Agoudal. Ein Haufen Kinder überfällt uns regelrecht. Wir fahren weiter. Sie springen hinten auf und klauen unseren Palmwedel und Holz für die Feuertrommel. Eine Fahrt durch so ein Dorf hatten wir bisher nicht. Es ist vollständig aus Lehm gebaut. Die Gassen sind eng und dann ist inmitten einer Gasse eine Rinne, für Regenwasser wahrscheinlich. Dieter muss aufpassen, dass er sie in die Mitte nimmt, denn es geht weder rechts noch links daran vorbei. Auch wenn die Strecke nicht mehr ganz so abenteuerlich ist, ist dennoch größte Konzentration erforderlich. Ab Agmadoul geht es auf einer Teerstraße weiter zur Todra-Schlucht. Ich bin ganz begeistert, weil es mal etwas weniger holperig ist. Je näher wir der Todra-Schlucht kommen, umso enger wird die Straße und umso stärker der Verkehr. Horden von Motorradfahrern überholen uns, halten mitten auf der Straße und überholen uns wieder. Endlich gelangen wir an die spektakulärste Stelle, einer engen Passage durch die Schlucht. Händler haben hier ihre Verkaufstische aufgestellt. Wir laufen ein Stück hinein in die Schlucht und dann geht es weiter zum Campingplatz Atlas, auf dem wir jetzt stehen. Wir ergattern gerade noch einen Platz zwischen 2 Wohnmobilen. Vor uns fließt die Todra. Um uns herum Oliven und Palmen. Was will man mehr.
11.04.2017
Nach dem Frühstück widmen wir uns der Wäsche- und Fahrzeugpflege. Im Fahrerraum ist es so staubig, dass selbst nach dem Saugen und Abwischen immer noch Schlieren da sind. Dieter füllt Wasser nach und fährt zu diesem Zweck rückwärts zur Wasserleitung. Nachdem der Tank gefüllt ist, will er unseren LKW wieder an seinen Platz zurückfahren, doch nichts geht mehr. Die Bremse löst sich nicht, was darauf schließen lässt, dass sich die Druckluft nicht aufbaut. Au weia, wir stehen zudem mitten im Weg. Dieter legt sich unter den LKW und stellt fest, dass die Leitung porös ist. Komisch!!! Trotzdem gelingt es nach mehrmaligen Versuchen, die Druckluft aufzubauen und wir können wieder an unseren Platz fahren.
Nun ist ein Ausflug in das Städtchen Tinerhir mit dem Rad geplant. Es soll dort einen Supermarkt geben und bevor wir erneut in die Wüste fahren, diesmal Erg Chebbi, wollen wir genügend Lebensmittel kaufen. Der Supermarkt ist ein Flop, der Souk stellt sich als viel effektiver heraus. Dort bekommen wir Gemüse, Obst und Fleisch. Und immer gibt es jemanden, der uns abschleppt. Diesmal ist es ein Marokkaner, der in Amsterdam angeblich ein Lokal hat. Er nimmt uns mit zu einem Imbiss, wo es Brochettes und Salat gibt und freut sich, dass er deutsch sprechen kann, sagt er in Englisch und serviert uns noch einen Tee. Dieters Einladung mit uns zu essen, lehnt er ab. Wir sind schon gespannt darauf, was er uns als nächstes zeigen wird. Und tatsächlich, nach dem Essen bringt er uns zunächst zu einem Haus, in dem eine Frau Teppiche webt. Ich gehe mit ihr in ihre „Wohnung“ während Dieter strikt bei den Fahrrädern bleibt. Die Frau zeigt mir ihren Webstuhl, ein paar Teppiche hängen an der Wand, aber ich musste ihr klar machen, dass ich keinen Teppich auf dem Fahrrad mitnehmen kann. Das ist für sie okay, aber uns ist nicht klar, warum der freundliche Herr uns dort hingeführt hat. Danach gibt es noch einen Gewürzladen, wo er seine Gewürze für sein holländisches Lokal kauft. Wir kaufen 50 g einer besonders guten Mischung und dann verabschiedet er sich ganz plötzlich von uns. Was war das? Ich verstehe es nicht.
Endlich machen wir uns auf den Rückweg. Mit dem Fahrrad erleben wir die Landschaft noch einmal anders, aber auch den Verkehr, der hier tobt. Die Steigungen und Abfahrten sind nicht ohne und ich bin froh, als wir heile am Campingplatz ankommen.
Zum Abendessen gibt es das Lammfleisch, das wir gekauft haben, gewürzt mit dem guten Gewürz und Arganöl. Wir zünden unsere Lampe an, die wir unterwegs am Straßenrand gekauft haben, die Frösche quaken, der Fluss fließt sanft dahin und am liebsten würde ich noch unseren Teppich ausbreiten. Aber darauf warten wir, bis wir in Deutschland sind.
12.04.2017
Heute Morgen fahren wir mit den Fahrrädern in die Schlucht. Wir sind früh dran, so dass wir die Schlucht schon wieder verlassen als die Touristenströme ankommen. Es ist unglaublich, wie viele Menschen sich hier durch die paar Meter Schlucht wälzen. Den vielen Händlern in der Schlucht sind sie sicher willkommen. Wir dagegen sind froh, als wir aus dem Getümmel auf unserem kleinen feinen Campingplatz ankommen und einen gemütlichen Tag verbringen können.
Zum Mittagessen gibt es Spaghetti Bolognese. Dazu habe ich Rindfleisch ganz klein geschnitten und dann wie üblich zubereitet. Eine schöne Abwechslung zu Tagine, Couscous und Brochettes.
Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang durch den Oasenwald. Wir können den Fluss Todra über ein paar Steine und einen Balken überqueren und gelangen so auf die andere Seite in den Palmenhain. Bewässerungskanäle zeugen davon, dass hier das Land bewirtschaftet wird. Ein Bauer mit seiner Hacke begrüßt uns und wir müssen wieder einmal feststellen, wie hart das Leben hier ist. Wir gehen weiter und kommen an ein altes verfallenes Lehmdorf. Es ist teilweise noch gut zu erkennen, wie die Häuser gebaut wurden. Und die heutige Bauweise unterscheidet sich da nicht wesentlich. Leider halten die Häuser größeren Regenfällen nicht stand und müssen immer wieder renoviert werden.
13.04.2017
Wir brechen ziemlich früh auf Richtung Erg Chebbi. Vorher kaufen wir in Tinerhir (oder Tinghir) noch ein paar Geschenke ein, decken uns mit Lebensmitteln ein und begeben uns auf die Fahrt Richtung Erfoud. Etwa 34 km hinter Tinerhir lt. Reise Know How finden wir das Sources, Musée, Galerie d’Art. Zaid Abbou, ein Künstler und Philosoph, hat hier fünf vormals vermüllte Quellen gesäubert und mit Steinen eingefasst und zeigt in seinem Freilichtmuseum so einiges über die Kultur der Nomaden, Berber und Tuareg. Ganz wichtig ist ihm das Thema Wasser: „Wasser ist Leben“ ist sein Motto, was in den wunderschön eingefassten Wasserbecken zum Ausdruck kommt. Die Geschichte des kleinen Prinzen bewegt ihn und wird dokumentiert an vielen Stellen seiner Ausstellung. In seinen Kalligrafien bringt er die wichtigen Themen des Menschseins zum Ausdruck wie Frieden, Glück, Freiheit u.a. Die Wasseruhr der Nomaden hat mich besonders beeindruckt. Sie besteht aus einer Schale, in der sich ein kleines Loch befindet. Wenn die Schale voll ist und zu Boden sinkt ist eine bestimmte Zeit um. Diese Uhr wurde - und wird es heute noch - eingesetzt, um die Zeit für die Öffnung des Bewässerungssystems in den Oasen festzulegen. Das Wasser gehört allen, aber die Zeit zum Bewässern hängt von der Größe des Landes ab. Zum Schluss zitiert er noch den Dichter Khalil Gibran, von dem wir sein Gedicht kennen „eure Kinder sind nicht euer Besitz…..“ Eine seiner Weisheiten hat er in einer Kachel mit arabischen Schriftzeichen zum Ausdruck gebracht.
Die vielen Gesichter Marokkos werden an diesem Tag sichtbar. Wir fahren weiter bis wir die Dünen des Erg Chebbi sehen. Ein wenig haben wir die Orientierung verloren, wissen nicht wie wir weiter fahren sollen und landen an der Auberge du Sud, am Rande eines Dünengebiets. Hier tanzt der Bär: Dromedar-Ausritte, Quad-Fahrten, 4x4-Fahrten, Motorradfahrten, alles wird hier angeboten. Wir schauen ein wenig dem Treiben zu, froh darüber, dass wir morgen weiter fahren und uns ruhigere Plätze in der Wüste suchen können. Morgen werden wir entscheiden, ob wir die Ostumfahrung des Erg Chebbi oder die Tour von Lila Pistenkuh nehmen werden. Wir erklimmen die Dünen und haben mal wieder einen Begleiter, der uns vieles erklärt, uns ein Herz in den Sand mit unseren Namen auf arabisch malt und dann seine Waren herausholt, die er verkaufen will. Ziemlich genervt lehnen wir ab und müssen uns mal wieder den Spruch anhören „Leben und leben lassen“, aber wir können nicht jedem etwas abkaufen.
14.04.2017
Gestern Abend gab es zum Einschlafen ein Trommelkonzert. Die Nacht jedoch war ruhig und der Mond schien durch das Dachfenster herein. Am Morgen beeilen wir uns, hier weg zu kommen. Inzwischen ist es mir gelungen, eine Route zum Routenbeginn von Burkhard und Sabine Koch „Merzouga Rundtour“ zu erstellen und siehe da, wir waren gar nicht weit weg vom Routenbeginn. So können wir uns also auf die Piste machen. Hier besteht die Wüste bisher vorwiegend aus Kiesfeldern und ist gut zu befahren. Wir suchen uns schon früh einen Platz für die Nacht und faulenzen ein wenig herum. Am Nachmittag kommt ein Nomade auf seinem Moped vorbei und bietet uns echte Zähne von Dinosauriern an, die bis vor etwa 65 Millionen Jahren hier gelebt haben. Wir sind hin- und hergerissen, lassen uns aber dann doch auf den Handel ein, um ein Geschenk für Tara und Yoani zu haben. So etwas gibt es nicht alle Tage. Immerhin sind wir genau in dem Gebiet, wo Fossilien gefunden wurden und werden.
Diese Handlerei ist echt speziell und allmählich gewinnen wir Erfahrung. Auf jeden Fall haben wir bisher nie das bezahlt, was verlangt wurde und Händler und wir sind immer freundlich auseinander gegangen.
Nun stehen wir mutterseelenallein in der Wüste am Fuße des Jbel Bega. Der Wind heult um uns herum. Es ist stockdunkel. Tagsüber kamen lediglich 4 Mopedfahrer-Nomaden vorbei, ansonsten keine Geländewagenfahrer. Aber unterwegs haben wir Läufer des Marathon du Sable gesehen.
15.04.2017
Vor dem Schlafengehen haben wir den wunderbaren Sternenhimmel angeschaut. Es gab keinen Mond und so haben wir ihn in seiner vollen Pracht genießen können.
Der Wind hat in der Nacht sein brausendes Konzert weiter geführt. Erst gegen Morgen ist auch er eingeschlafen. Jetzt wacht er wieder auf und sorgt dafür, dass es uns nicht ganz so heiß wird. Heute Morgen um 8 Uhr haben wir sicher schon annähernd 30 Grad.
Wir neigen zu sagen, endlich sind wir wieder in der Zivilisation, d.h. nahe an einem Ort. Aber ist das zivilisiert, wenn die 4x4-Fahrzeuge voll besetzt durch den Wüstensand heizen? Eine johlende Meute im Auto? Trotzdem, ich bin froh, dass wir wieder nahe Merzouga sind.
Als wir heute Morgen losfahren wollen, geht aus irgendeinem Grunde unser GPS nicht. D.h. wir haben zwar Karte, Tour und Treck, aber nicht unsere Position. Wir fahren ein wenig, noch haben wir eine deutliche Piste. Nichts tut sich auf dem Gerät. Schließlich nehme ich das kleine GPS-Gerät, das wir gewöhnlich zum Fahrradfahren benutzen. Ich habe zwar keine Karte darauf, kann aber die Koordinaten eingeben und diesen folgen. Das ist zwar sehr hilfreich, aber meine Panik wächst mal wieder. Geht bei mir ja auch ziemlich einfach. Nach einigen Kilometern kommen wir an einem Militärposten vorbei, zeigen unseren fiche und wollen schon weiter fahren, als wild gewunken wird und wir Tee, Brot, Öl und Kekse serviert bekommen. Die Verständigung ist leidlich aber sehr freundlich. Dann geht es weiter. Ein neuer Versuch mit meinem Computer, aus – wieder an – und dann funktioniert alles wieder. Erleichterung!!!
Bei all der Aufregung entgeht mir ein Stück weit die Schönheit der Landschaft. Schwarze Berge und dunkle Schotterpisten führen auf goldene Sanddünen.
Originalton Dieter: der MAN meistert alles aus dem unteren Drehzahlbereich und wühlt sich durch jeden Sand und Schotter. Es macht richtig Spaß.
Wirklich durch jeden Sand??? Kurz vorm Ziel kommt das Kind im Manne durch. Ein paar nette Dünen. Jetzt muss ein wenig gespielt werden. Dünen rauf und runter. Das macht noch mehr Spaß. Eigentlich reicht es jetzt, meine ich, aber nein, diese muss es noch sein. Und dann… stecken wir fest. Macht nichts, Schaufel raus und buddeln. Bei knapp 40 Grad und extremem Wind. Nächster Versuch. Es geht noch tiefer in den Sand. Jetzt kommen die Sandbleche in Aktion. Aber zuvor muss ordentlich gebuddelt werden. Dann kommt endlich Hilfe. 2 Berber kommen mit Schaufel und Balken und dann geht es los. Sie buddeln was das Zeug hält. Schließlich kommt noch jemand mit seinem Toyota. Als die Sandbleche gelegt sind, wird das Abschleppseil angebracht und gemeinsam mit Anziehhilfe kommen wir aus dem Sand heraus. Ich bin so froh, dass ich den Männern um den Hals falle. Alle bekommen eine Cola, aber Geld nehmen sie nicht. Dann verschwinden sie. Kurz darauf kommen 2 Schweizer mit einem marokkanischen Fahrer und fragen, ob wir ihnen Luft für die Reifen geben können. Auch sie waren stecken geblieben und mussten Luft aus den Reifen lassen. Aber so können sie nicht auf der Teerstraße weiter fahren. Wie schön, dass wir jetzt auch helfen können! Wir fahren völlig verdreckt bis zur Straße vor. Dieter pumpt wieder Luft in die Reifen und dann fahren wir zum Campingplatz Le Petit Prince. Eine Dusche, ein Bier und allmählich kommt die Welt wieder in Ordnung.
17.04.2017
Am Abend erleben wir aus der Ferne ein Reggae-Konzert mit, das in Merzouga stattfindet. Zuvor haben wir uns den Ort angeschaut, der sich uns ganz anders darstellte, als wir erwartet haben. Von Touristen kaum eine Spur. Am nächsten Morgen brechen wir auf. Wir wollen noch einmal in den hohen Atlas fahren und kommen bis kurz vor Rich auf den Camping Jurassique in der Gorges du Ziz. Wir passieren viele Oasendörfer und sind beeindruckt von deren Bewirtschaftung. Sehr mühselig wird oft alles von Hand bewirtschaftet.
Auf dem Campingplatz wird erst mal der LKW vom Sahara-Sand gesäubert und ich bin froh, dass wir einen Staubsauger dabei haben. Heute Morgen beziehe ich die Betten und nun kann alles erneut einstauben.
Dann geht es weiter. Eigentlich fahren wir den ganzen Tag. Von Rich bis Zeida. Von dort weiter in die Berge und dann erleben wir eine Landschaft, die wir in Marokko bisher noch nicht gesehen haben. Die karge Berglandschaft mit einigen Oasen wandelt sich in ein grünes Land, fast wie in den Alpen. Der Blick in die Schluchten ist schon deshalb angenehmer, weil sie nicht so steil abfallend sind. Trotzdem gibt es Überraschungen. Eine Brücke, zugelassen für Fahrzeuge bis 10 t, muss passiert werden. Man könnte fragen, wo ist das Problem? Unser LKW ist leichter. Aber wenn man die Brücke sieht und überfährt ist man froh, dass man es geschafft hat. Sie ist gerade mal so breit wie unser LKW und die Holzdielen klappern bei der Überfahrt.
Wir fahren zwar nach GPS und haben uns auch in den Reiseführern informiert, aber irgendwann ist uns nicht mehr so ganz klar, wo wir sind. Jedenfalls fahren wir durch den Ort El Kebab und das ist wirklich die Krönung einer Ortsdurchfahrt. Schon unterwegs kamen uns Unmengen von Autos entgegen, bis zum Dach bepackt mit Menschen und Material. Im Ort ist offensichtlich Markt und alle Einwohner scheinen auf den Beinen zu sein. Wir wurschteln uns durch den Ort, vorbei an hunderten von Leuten (gefühlt) und ich komme mir echt komisch vor, so in dem LKW, während alle andern zu Fuß oder zu Esel, bepackt mit Einkäufen, unterwegs sind. Die Leute sind zurückhaltend, aber freundlich. So manch einer fragt sich wohl, was wir da machen. Die Zeit schreitet voran, wir verwechseln zwei Ortschaften, finden aber wieder den richtigen Weg, nämlich den nach Aghbala. Langsam wird es Zeit, vor dem Dunkelwerden noch einen Platz zu finden. In den Bergen ist das gar nicht so einfach. Es ist alles schräg. Schließlich finden wir noch einen Platz und soeben reklamiert der Besitzer dieses Stück Landes, der mit seinem Maultier vorbeikommt, dass dieser nicht umsonst zu haben ist. Er bekommt Hosen und Süßigkeiten und verabschiedet sich von Dieter mit einem Kuss, der nach Maultier riecht.
22.04.2017
Es sind ein paar Tage vergangen, in denen ich nichts geschrieben habe. Das liegt daran, dass ich mir in der Nacht in den Bergen die Seele aus dem Leib gekotzt habe und am nächsten Tag ziemlich matt war. Wir beschließen, den bequemsten Weg zu den Wasserfällen von Ouzoud zu nehmen und uns dort auf dem Campingplatz Zebra zu erholen. Der Weg war weder bequem noch waren wir schnell dort. Erst am Nachmittag kommen wir an und um 8 Uhr liege ich bereits im Bett. Zum Glück ist diese Nacht .und ich erwache am folgenden Morgen ausgeruht. Mir geht es besser und bei entsprechender Ernährung bleibt das auch so. Dafür bekomme ich Schmerzen im Kreuz, so dass ich mich kaum noch bewegen kann. Es ist wie verhext. So verbringen wir 3 Tage auf dem Platz, schaffen es aber immerhin, die Wasserfälle anzuschauen.
Nun sind wir bei Aicha und Reinhard in Marrakech und hier ist die reine Idylle. Am Rande eines liebevoll angelegten Parks mit Rosen, Bougainvilla und anderen Pflanzen werden wir die nächsten Tage verbringen. Heute Abend sind wir zu einem Fest eingeladen, das zugleich der Abschluss für die dort untergebrachte Gruppe ist. Wir wurden so freundlich begrüßt, dass wir uns einfach nur wohlfühlen können. Marrakech werden wir auf Aichas Rat hin erst am Montag besuchen, da die Stadt am Wochenende übervoll ist.
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24.04.2015
Heute geht es also nach Marrakech. Wir finden den großen Parkplatz, wo auch die Dromedare parken. Wofür? Keine Ahnung. Die Stadtführungen finden auf unterschiedliche Weise statt, per Taxi, per Caleche, per Docker mit Sitzen usw. Wir ziehen es vor, zu Fuß zu gehen. Der Weg führt uns vom Parkplatz vorbei am Hotel Marmounia Palace – streng bewacht und sehr teuer – zur Moschee und weiter auf den Platz der Gehenkten „Djamaa El Fna“ wo die Gaukler zur Belustigung der Touristen beitragen. Schlangenbeschwörer, Artisten, Affen, Händler usw. Störche nisten auf der Stadtmauer. Wir schlendern durch den Souk und sind stets bedacht, den Mopedfahrern auszuweichen. Es herrscht ein Höllenlärm, Gedränge – und ehrlich gesagt – so richtig Spaß macht das nicht. Wir schlagen uns tapfer, essen aber immerhin zu Mittag in einem sehr günstigen und guten Restaurant und sind froh als wir wieder in unserer Oase der Ruhe ankommen.
25.04.2017
Heute geht es nun endlich weiter. Wir haben uns gut erholt und möchten wieder etwas erleben. Wir fahren zurück Richtung Beni Mellal, wo wir zuvor hergekommen waren. Wir möchten gerne die Cathedrale des Roches sehen. Eigentlich waren wir schon ganz nahe, bis es mir so schlecht ging und wir deshalb zu den Ascades d’Ouzid gefahren sind.
Also heißt es, es geht die ganze öde Strecke bis kurz vor Beni Mellal wieder zurück. Dann fahren wir nach Ouaouizeght und folgen von dort dem Pistenvorschlag von Koch’s zur Cathedrale des Roches. Jetzt wird es endlich wieder richtig schön. Die Landschaft ist abwechslungsreich, dass es kaum zu glauben ist. Ganz lange geht es durch rote bergige Landschaft, dann wieder grün, dann wieder eher gelb. Dabei haben wir einen wunderschönen Blick auf einen Stausee, immer aus einer anderen Perspektive. Wir fahren wieder einmal durch kleine Dörfer, in denen wir Massen von Kindern begegnen. Dann kommt uns 1 Pferd mit Reiter entgegen und dann noch einer und noch einer… Wir halten an, stellen den Motor ab, was uns einige Anerkennung einbringt. Am Ende kommt uns ein Reiter mit einem geschmückten Pferd und er mit Gewehr ausgestattet entgegen. Ein wunderschönes Bild, zumal das Gewehr keineswegs bedrohlich wirkte. Wir fahren weiter und finden tatsächlich den schönen Übernachtungsplatz vor der Herberge Gite de Cathedrale… Dort bereite ich das Abendessen zu und während wir essen kommen 2 Frauen vorbei, schauen uns zu, solange bis ich ihnen 2 Scheiben meines selbst gebackenen Brotes bringe. Sie freuen sich und ziehen weiter.
Ach ist das schön hier, meinen sogar wir beiden. Denn allmählich habe ich mich an die ruckelige Fahrweise gewöhnt. Wenn wir abseits der Touristenströme etwas erleben möchten, müssen wir wohl dadurch. Das habe sogar ich inzwischen begriffen. Und so kommt es, dass meine Ängste proportional zur Schönheit der Landschaft abnehmen. Nur ein ganz klein wenig denke ich „hoffentlich regnet es heute Nacht nicht.“
26.04.2017
Wir haben gut geschlafen in dieser Abgeschiedenheit und die Wolken haben s ich auch verzogen. Am Morgen besuchen uns 3 Jungen, die mit Dieter Ball spielen während ich alles für die Abfahrt bereit mache. Dann geht es weiter durch eine der wohl schönsten Gegenden Marokkos im hohen Atlas. Die Cathedrale des Roches präsentiert sich im Verlauf der Fahrt von allen ihren schönen Seiten. Es ist beeindruckend. Die Pinienwälder, die Täler, der Fluss, das alles ist Teil einer Kulisse, an die wir sicher noch lange denken werden. Aber die Fahrt ist eben auch sehr abenteuerlich. Die Piste ist teilweise sehr eng, ebenso die zu überquerenden Brücken. An einer Stelle frohlocke ich, weil ich eine schöne neue Brücke sehe, aber wir müssen seitlich dran vorbeifahren über eine Furt. Immer wieder sehen wir Häuser, einsam in den Bergen gelegen, oftmals am Abhang. Die Bewohner haben Terrassen angelegt, wo sie ihr Gemüse anbauen. Wasser gibt es genug und Strom gibt es auch. Aber sonst? Aus unserer Sicht ist dies ein sehr hartes Leben. Oftmals kommen Kinder an die Straße gerannt, winken uns zu und geben uns zu verstehen, dass sie etwas haben möchten. Wir sind hin und her gerissen, würden ihnen gerne etwas schenken, lassen es aber sein, uns aufzuführen, wie die besseren Herrschaften, die Almosen verteilen.
Als wir an eine Gabelung kommen, die nicht in der Routenbeschreibung auftaucht, folgen wir der im ersten Moment besser ausgebauten Straße. Als wir erkennen, dass sie uns in eine ganz andere Berggegend führt, drehen wir um und fahren weiter auf der vorgeschlagenen Route. Diese führt schließlich, nachdem wir den Tizi-n-Ilissy bezwungen haben, irgendwann ins „Tal der Glücklichen“, Ait Bou Guemes, und ich will gerne glücklich sein, diese spektakuläre Fahrt gut überstanden zu haben. Aber so weit sind wir noch nicht. Wir haben unser Nachtlager in 2000 m Höhe aufgeschlagen und nun backe ich mein letztes Brot. (Mehr Mehl habe ich nicht mitgenommen).
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27.04.2017
Bis gegen 5 Uhr haben wir gut geschlafen. Dann hören wir Autos, sehen Scheinwerfer, hören Menschen und fragen uns, was jetzt wohl passiert. Etwas unruhig bin ich schon, aber die Erfahrungen, die wir in Marokko bisher gemacht haben, hatten niemals etwas Bedrohliches. So hält sich meine Angst in Grenzen, aber wir beobachten die ganze Sache. Das führt schließlich auch dazu, dass wir den wunderschönen Sternenhimmel sehen. Er ist in dieser Nacht ganz besonders schön. Aber was geschah? Da waren Leute unterwegs, die Bienenkästen aufgestellt haben. Wir hatten am Abend schon welche gesehen, aber sie haben noch einige hinzugefügt. Die Bienen schwirren am Morgen um uns herum. Aber das ist eine neue Geschichte.
Nach dem Frühstück soll es nun weiter gehen ins Tal der Glücklichen. Aber bis zum Glücklichsein dauert es noch eine Weile. Wir können den LKW nicht starten, weil die Druckluftanlage die Feststellbremse nicht frei gibt. So kommen wir natürlich nicht weiter. Dieter nimmt Kontakt zu seiner Werkstatt auf und wir können das Problem auf jeden Fall mal eingrenzen. Das Regelventil am Lufttrockner scheint defekt zu sein und baut deshalb keine Luft für die Bremsanlage auf. Was tun? Wir reden nicht viel, Dieters Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Da es in der Höhe ziemlich kalt ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Kälte dazu geführt hat, dass die Luft entweicht und Wärme helfen könnte, dass sich das Ventil schließt. Wir holen den Föhn hervor, der gewöhnlich dem Haaretrocknen dient, schalten den Motor ein, Dieter erwärmt mit dem Föhn das Ventil, Bärbel gibt ab und zu Gas und dann… endlich die Erlösung. Die Bremse wird frei gegeben und wir können starten. Anfangs sind wir noch sehr skeptisch aber mit der Zeit wird klar, dass alles wie gewohnt läuft. Wir nehmen Kontakt mit Reinhard und Aicha auf, weil Reinhard beiläufig erwähnt hatte, dass er einen super guten Monteur hat, der sich um seinen Bus kümmert. Wir bekommen unmittelbar das Angebot, vorbei zu kommen. Der Monteur ist genau heute Abend bei ihm. Dieter gibt Gas und so schaffen wir es rechtzeitig da zu sein. Kaum eingetroffen, legt sich der Monteur unter unseren LKW, baut den Lufttrockner aus und verspricht, morgen einen neuen zu bringen. Kann man so viel Glück haben? Und ist es so selbstverständlich, dass wir Hilfe bekommen von Menschen, die wir kaum kennen? So übernachten wir also wieder in vertrauter Umgebung und sind glücklich auch außerhalb des Tals…
28.04.2017
Den Vormittag haben wir dazu genutzt, etwas Ordnung zu schaffen. Aber nach dem gestrigen klaren Tag ist es inzwischen wieder stürmisch und so staubt allmählich alles wieder ein. Die dunklen Wolken am Himmel bringen hoffentlich erst dann Regen, wenn unser LKW wieder in Stand gesetzt ist. Ich bin wirklich gespannt.
So schnell geht es nun doch nicht. Erst morgen Mittag kann das Teil eingebaut werden.
01.05.2017
Heute Morgen erwachen wir in einem Zedernwald im Mittleren Atlas.
Vorgestern Nachmittag war unser LKW wieder fahrbereit. Der Einbau des neuen Lufttrockners hat sich eine Weile hingezogen, weil es kein Originalteil war und erst angepasst werden musste. Dann endlich die Erlösung, der LKW startet und baut Luft auf. Inzwischen ist es später Nachmittag und wir beschließen nach dem Einkauf im Supermarkt noch mal bei Reinhard und Aicha zu übernachten. Gerade als wir losfahren beginnt ein Gewitter und es schüttet wie aus Kübeln. Beim Supermarkt angekommen bleiben wir noch eine Weile im LKW sitzen, um den Schauer abzuwarten. Aber es hört einfach nicht auf. Auch als wir mit dem Einkauf fertig sind, regnet es weiter. Wir fahren zurück durch überschwemmte Straßen. Vor dem Anwesen der beiden hat sich ein großer See gebildet. Das große Tor ist geschlossen und als wir hupen wollen stellen wir fest, dass diese nicht funktioniert, ebenso wie andere elektrische Teile. Wir schicken eine E-Mail an die beiden und schon nach kurzer Zeit kommt Reinhard durch den Schlamm gewatet um uns zu öffnen. Unser Stellplatz steht unter Wasser und so stellen wir uns auf den Parkplatz neben dem Schloss, wo es erstaunlich trocken ist. Die Entscheidung war klug, wie sich am nächsten Morgen herausstellte. Denn die Stellplätze standen inzwischen sämtlich wadentief unter Wasser. Dieter konnte am Abend zuvor noch die Elektrik reparieren. Der Mechaniker hatte einen Kurzschluss produziert, weil er Leitungen nicht abisoliert hatte.
Gestern Morgen konnten wir dann endlich starten und haben ordentlich Strecke gemacht. Immerhin sind wir so weit gekommen wie wir uns vorgenommen hatten und stehen jetzt in einem Zedernwald zwischen Khenifra und Azrou. Die Gegend scheint ein beliebtes Ausflugziel zu sein. Es gibt wunderschöne Plätze zum Parken und damit auch zum Übernachten unter mächtigen Zedernbäumen.
Die Fahrt geht weiter durch Zedern- und Steineichenwald. Wir gelangen zu den Sources de Oum er-Rbia. Hier ist richtig was los. Viele marokkanische Ausflügler sind unterwegs. Am Rande des Weges zum Wasserfall gibt es die Möglichkeit zum Sitzen und Teetrinken. Da es noch früh ist, öffnen die meisten Stände gerade erst. Es werden Brot und Pfannkuchen angeboten. Ein paar Souvenirstände sind auch geöffnet. Verglichen mit den Ouzoud-Wasserfällen ist es hier viel ursprünglicher und interessanter. Wir stärken uns mit einem Pfannkuchen und fahren weiter. Die Fahrt durch die schöne Landschaft wird durch zahlreiche bettelnde Kinder sehr anstrengend. Endlich bietet auch mal ein Junge etwas an. Eier. Wir brauchen zwar keine, halten aber trotzdem und kaufen seiner Mutter 2 große Eier ab, die sie nicht gerade zum Sonderpreis verkauft. Der Junge bekommt noch einen Stift und dann wird er immer aufdringlicher, will immer mehr. Das macht keinen Spaß und so fahren wir weiter an Eier verkaufenden Kindern vorbei. Eines stellt sich auf die Straße und geht nicht zur Seite bis Dieter laut hupt und schimpft. Die Mutter steht daneben und greift nicht ein. Wir fahren weiter bis Dieter ein paar Affen im Wald erblickt. Wir halten an, aber sie sind sehr scheu und verstecken sich. Ein Stück weiter, an einer Brücke, gibt es wieder welche. Sie werden gerade von marokkanischen Urlaubern gefüttert und so haben wir das Glück, sie aus der Nähe zu sehen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Azrou, wo ich an einem Verkaufsstand eines Mobilfunkanbieters gratis eine Lektion über die Aufladung der SIM-Karte bekommen habe, stehen wir jetzt auf dem Camping Amazigh. Inzwischen haben die Temperaturen deutlich abgenommen. Heute Morgen haben wir sogar kurz die Heizung eingeschaltet. Gar nicht so schlecht, so können wir uns langsam an deutsche Verhältnisse gewöhnen.
Anmerkung: Fotos sind oft nicht in der richtigen Reihenfolge., aber ich kriege es mit dem Smartphone nicht besser hin.
02.05.2017
Wir fahren weiter bis Chefchaouen, aber nicht ohne vorher Halt in Volubilis zu machen, einer römischen Ausgrabungsstätte, die seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Wir sind fasziniert von den zahlreichen Mosaiken, die, obwohl im Freien liegend, sehr gut erhalten sind. Die restliche Strecke zieht sich über oft sehr schlechte Straßen dahin und wir sind froh, als die Schaukelei in Chefchaouen auf dem Campingplatz endlich ein Ende hat. Eine kurze Verschnaufpause und schon steigen wir hinab in die Medina. Als wir unten ankommen zittern mir die Knie, so anstrengend war der Abstieg. Aber ein gutes Essen, bestehend aus Linsen und einer Lammtagine, bringt mich wieder zu Kräften und zurück geht es für 15 Dirham mit dem Taxi zum Campingplatz. Die Medina ist mit ihren engen Gassen und blau angemalten Häusern einfach faszinierend. Obwohl sich hier viele Touristen aufhalten, kann man in Ruhe durch die Gassen streifen und sich die Waren der zahlreichen Verkaufsstände anschauen.
04.05.2017
Die letzte Etappe unserer Reise könnte schöner nicht sein. Auf unserem Weg nach Tanger Med. fahren wir zunächst bis Oued Laou ans Mittelmeer. Noch einmal genießen wir die beeindruckende grüne Landschaft. Diesmal die Berge, Täler und Schluchten des Rif-Gebirges. Ein Wasserfall stürzt in die Schlucht. Der Oleander blüht. Dann nach zahlreichen Serpentinen das Meer. Wir fahren auf einen großen Parkplatz direkt ans Meer und machen dort unsere Mittagspause. Ein Spaziergang am Strand aus Sand und Kies, dann fahren wir über die N16 über Tétouan und über die N13 weiter nach Tanger Med. Unser Navi will uns immer über die Autobahn schicken, aber wir bleiben standhaft. Es geht vorbei an typischen Mittelmeer-Badeorten. Die Saison hat hier aber noch nicht begonnen. Die Strände und Cafés sind ziemlich leer. Kurz vor Ceuta sehen wir ein Schild Richtung Tanger, folgen aber dieses Mal unserem Navi. Und das war so was von falsch!!! Wir fahren an einer Autoschlange vorbei, die wir uns nicht erklären können und haben irgendwie das Gefühl, dass wir falsch sind. Zum Glück fahren wir auf 2 Polizisten zu, die dies bestätigen und uns den Weg frei machen, um umzudrehen. Und dann beginnt ein Chaos, wie wir es noch nicht erlebt haben. Die zuvor wartenden Autos mit ihren Fahrern geraten außer Rand und Band. Hupen, rempeln sich an, fahren regelrecht ineinander. Wir sind froh, auf der anderen Seite zu sein und zurück fahren zu können. Aber auf der 2-spurigen Fahrbahn kommen uns nun auch Autos entgegen, die offensichtlich dem Chaos auf ihrer Fahrbahn entgehen wollen. Wir wissen nicht, wie das alles ausgeht, haben nur einen Wunsch: bloß weg hier. Und dann geht es wieder ruhiger zu und wir kommen zum Hafen.
Dort holen wir am Schalter unsere Tickets nachdem wir einen Stempel auf unserer Buchungsbestätigung erhalten haben und der LKW vermessen wurde. Dann geht es weiter zur Polizei für die Passkontrolle und weiter zum Zoll, wo die Ausfuhr unseres Fahrzeuges kontrolliert wird. Dann weiter zum nächsten Punkt, wo mit Hunden sämtliche Fahrzeuge durchsucht werden. Natürlich sind auch wir an der Reihe. Dieter macht die großen Stau-Klappen auf und schon bald steigt er fröhlich wieder ein. Er hatte den Zollbeamten unser Boot gezeigt und erklärt wie man es fortbewegt. Das fanden sie so interessant, dass sie auf eine weitere Kontrolle verzichtet haben. Jetzt können wir uns in die Reihe stellen und auf die Fähre warten. Auch hier noch mal Kontrolle von Pässen und Fahrkarten. Bei der Auffahrt auf die Fähre dann noch einmal Fahrzeugkontrolle. Uns kommt das etwas übertrieben vor. Und dann sind wir endlich in unserer Kabine. Die Fähre sollte um 23 Uhr starten. Aber um 1 Uhr standen wir immer noch. Keiner von uns beiden hat den Zeitpunkt der Abfahrt mitbekommen, weil wir vorher eingeschlafen sind.
06.06.2017
Der Zeitpunkt der Ankunft hat uns dann entschädigt. Wir waren davon ausgegangen, mitten in der Nacht in Genua anzukommen, aber erfreulicherweise sind wir heute Morgen um 8 Uhr in den Hafen eingefahren. Fahrzeit also 3 Nächte und 2 Tage. Das bedeutete eine durchschlafene Nacht und frisch und munter hat Dieter mich dann bis zum Bodensee kutschiert. Auch wenn es jetzt regnet (typisch!) haben uns die Stimmen von Mutter, Kind und Enkelkind auf schöne Art und Weise wieder in unser gewohntes Leben zurück geführt.
Was bleibt?
Ich bin selbstbewusster geworden, traue mich mehr, zu fragen und in die Hand zu nehmen. Ich bin ruhiger und geduldiger geworden, verfalle nicht gleich in Panik, wenn etwas nicht so läuft, wie vorgesehen. Die Marokkaner haben mich gelehrt, nicht alles so ernst zu nehmen, das Leben ist ein Spaß. Leben und leben lassen. Mal schauen, wie lange es hält.
Und außerdem?
Marokko ist kein Märchen aus 1001 Nacht sondern ein Land mit 1000 Gesichtern und Gegensätzen.
Die Landschaft zwischen Atlantik und Mittelmeer, zwischen Rif- und Atlas-Gebirge präsentiert sich mal karg und mal mit sattem Grün. Endlose Getreidefelder, Zedern- und Steineichenwälder, Agaven und Kakteen, Palmen und Olivenbäume, Arganienbäume, Mandel-, Bananen-, Orangen- und Zitronenbäume, Kirschen- und andere Obstbäume und unendlich viele und duftende Kräuter prägen die Landschaft.
Berge und Täler, Stein- und Sandwüste. Die Temperaturen entsprechend. Innerhalb eines Tages kann sie zwischen 20 und 30 Grad differieren. Ebenso die Sicht, in der Wüste oft trübe vom Staub, in den Bergen eher klar. Extreme Trockenheit. 17 % Luftfeuchtigkeit in der Wüste (für uns normal über 50 %)
Ortschaften mit Häusern nur aus Lehm gebaut und mit Staubstraßen, viele noch ohne Strom und Orte, die asphaltiert sind und mit Häusern aus Stein gemauert.
Mal ist das Wasser knapp, mal fließt es im Überfluss.
So viele Verkehrsmittel wie Reisebusse, Minibusse, Grand Taxi, Petit Taxi, PKW, LKW, Esel- und Pferdekutschen und die vielen Docker, die nicht nur als Transportfahrzeuge für Waren sondern auch für Menschen und Tiere dienen und nicht zu vergessen die Kleinlaster, die völlig überladen eine Höhe von 5 m und ein Gewicht von ca. 12 t aufbringen können.
Die vielen traditionellen Wochenmärkte, Souks und dann wieder hochmoderne Supermärkte.
Frauen und Männer in traditioneller Kleidung aber auch modern mit engen Jeans. Mal mit Kopftuch, mal total verhüllt, mal ohne Kopfbedeckung.
Und vor allem gibt es eines: 1001 Kinder, die ständig, wenn man durch eine Ortschaft fährt, gerade Schulschluss haben.
Für Camper ein Paradies mit vielen preiswerten Plätzen.
Und noch etwas: viele, viele freundliche Menschen, die einem nicht nur weiterhelfen, wenn sie ihren Laden anpreisen möchten.