Gefahrene Kilometer: 88
Von dieser freundlichen Familie werden wir heute Morgen willkommen geheißen. Dieter will gerade das Klo ausleeren, als 2 Autos ankommen und einer der Jungen dringend aufs Klo muss. Dieter lässt ihm den Vortritt und nachdem beide ihr Geschäft erledigt haben lädt uns die Familie zum Frühstück mit Tee und Kuchen ein. Sie sind gerade auf der Heimreise nach dem Urlaub. Und so wie der Tag begann endet er heute Abend.
„Welcome to Iran, nice to meet you, where are you from“ sind die meist gehörten Sätze des heutigen Tages. Wir haben unser Ziel, die Oase Garmeh, erreicht und finden den in einem Bericht genannten Wegpunkt an einer Quelle, die wir zunächst zu Fuß gesucht und gefunden haben. Zuvor jedoch treten wir ganz wagemutig in ein Guest-House ein, das aus Lehm gebaut ist. Wir kommen in einen großen Raum, in dem sich eine Gruppe von Leuten befindet. Wir sind uns nicht sicher, ob wir einfach so bleiben können, aber man bedeutet uns, Platz zu nehmen, auf dem Boden. Das machen wir und bekommen Tee und Kekse. Die Gruppe, in der die Frauen ihre Kopftücher abgelegt haben, fängt an zu singen. Irgendwie wissen wir immer noch nicht, ob es richtig ist, hier zu bleiben. Sie sind uns gegenüber auch zunächst sehr zurückhaltend. Dann wird ihnen das Essen gebracht und auf einem großen Tisch, der in der Mitte des Raumes steht serviert. Jetzt denken wir, dass es Zeit ist zu gehen. Aber wir sind im Iran und so einfach kann man sich nicht davonstehlen. Wir bekommen jeder einen Teller in die Hand gedrückt und dann wird das Essen stehend rund um den Tisch eingenommen. Ich komme ins Gespräch mit einer jungen Frau.
Dann fahren wir mit unserem rolling Home auf den von Dieter zuvor erkundeten Wegen zu der Quelle. Dort sind schon ganze Heerscharen von Menschen unterwegs, die ihren Neujahrsurlaub u.a. hier verbringen, und immer wieder werden wir von ihnen begrüßt und in Gespräche verwickelt. Ein Iraner, der eigentlich in Berlin lebt, ist mit einer Gruppe unterwegs und spricht in bestem Deutsch mit uns. Alle wollen natürlich auch immer wissen, wie es uns im Iran gefällt und sie erklären, wie wichtig es ist, dass Menschen in ihr Land kommen und den schlechten Ruf Lügen strafen. Ich kann es nur immer wieder widerholen: so viele freundliche und interessierte Menschen habe ich noch nie getroffen. Und es ist immer ein ganz besonders herzliches Verhältnis unter uns Frauen.
Natürlich wollen viele auch gerne unsere Kabine besichtigen und sind total begeistert, wenn wir sie ihnen zeigen. So verbringen wir den Nachmittag. Nebenbei kann ich endlich mal etwas Wäsche waschen. Kaum auf der Leine ist sie auch schon trocken, weil ein warmer Wind weht. Wir bekommen 2 Einladungen von Teheraner Familien, die hier Urlaub machen, lehnen aber ab. Das können wir doch nicht annehmen! Sie verstehen es nicht wirklich. Für uns sind solche Tage allerdings auch ganz schön anstrengend, so dass wir froh sind, wenn endlich etwas Ruhe eintritt. Die meisten sind jetzt weg, ein paar Stimmen hören wir noch und es kommt der allabendliche iranische Wind auf, der hoffentlich morgen wieder schönes Wetter bringt. Konnte ich das Kopftuch bisher noch einigermaßen ertragen, so wird es jetzt jedoch zunehmend unangenehmer, wenn es so warm ist. Ich versuche allerlei Tricks, um wenigstens den Hals frei zu halten, aber korrekt ist das nicht, wie ich von einer Iranerin erfahren musste, für mich schon, aber nicht für sie und das ist in heißen Sommern auch für sie kein Zuckerschlecken.